Patagonien : Woche 3
Tag 208: Wanderung zum Mirador Fitz Roy
Wir beginnen den Morgen mit lecker Frühstücksburger von Martin. Dunkles Brot mit zerlassenen Käse, Veggie Patty, geschmorte Schalotten, Tomaten, Avocodo und Ei. So kann der Tag starten. Den Vormittag chillen wir in der Unterkunft, buchen weitere Unterkünfte und arbeiten am Blog. Bis nach Mittag sind Schauer angesagt, wir warten erstmal ab. Nach 13 Uhr laufen wir los. Unser Ziel ist es einen Teil des 20 km langen Hin-/ Rückwegs zum Fitz Roy zu einem schönen Aussichtspunkt und zur Laguna Capri zu laufen. In Summe 10 km, 400 Höhenmeter, perfekte Halbtageswanderung. Vorallem da ich mir am Tag zuvor leicht das Knie verdreht habe. Es ist aber Alles OK, zum Glück.
Am Ortsausgang schlängelt sich der Weg am Bergrücken parallel zum Tal nach oben. Man hat herrliche Ausblicke auf das Tal des Las Vueltss Flusses. Die Vegetation ist üppig grün, der Wald sieht teilweise wie verwunschen aus. Oben angekommen wandern wir einen sehr schönen Rundweg, welcher mehrere, spektakuläre Ausblicke auf das Fitz Roy Massiv bietet.
El Chaltén, also der „Rauchender Berg“, macht seinem Namen alle Ehre. Die Spitze ist in Wolken verhüllt. Der starke Wind bläst Sie aber nicht weg sondern es entstehen permanent und sehr dynamisch neue Wolken am Berg. Es sieht wirklich aus wie Rauch oder Qualm. Ein ganz besonderes Erlebnis. An exponierten Stellen ist der Wind so stark, dass man Probleme hat auf den Beinen zu bleiben und nicht irgendwo hingeschoben zu werden. An der Laguna Capri sitzen wir gemütlich am Ufer und lassen die Aussicht auf uns wirken. Ein toller Ort.
Zurück im Ort, gibt es zum Abendbrot die zweite Ladung Dahl. Wir fangen schonmal an mit Sortieren und Packen. Morgen geht es weiter Richtung Norden.
Tag 209: Von El Chaltén nach Gobernador Gregores
Nach dem Frühstück starten wir 10 Uhr zur vorgegebenen Checkout-Zeit. Der Tag ist ein reiner Fahrtag als Zwischenstopp zum nächsten Ziel, da dies nicht an einem Tag machbar ist. Nach einer Stunde Fahrt weg von El Chaltén entlang des Lago Viedma biegen wir auf die berühmte Ruta 40 ab und folgen dieser bis zum Ort Perito Moreno. Schon gegen 15:30 Uhr kommen wir an unserem Ziel, dem Ort Gobernador Gregores an. Wir hätten gern noch etwas Meter gemacht. Wir sind hier aber in der absoluten Pampa, es gibt wenige Orte und noch weniger Unterkünfte. Wir gehen Tanken und kaufen beim Bäcker ein. Wir folgen den Koordinaten zur Unterkunft aus Airbnb und müssen feststellen, dass diese nicht stimmen. Wir fragen an einem Campingplatz, der Wart kennt unseren Gastgeber und versucht ihn anzurufen - ohne Erfolg. Selber können wir nicht anrufen, da Erstens unsere Handyverträge (Ausland Prepaid SIM bzw. E-SIM) das nicht im Paket haben und Zweitens können wir in Ermangelung von Spanischkenntnissen auch kein Gespräch führen. Wir fahren zurück zur Tankstelle und bitten einen Mitarbeiter für uns die Kontaktnummer unseres Gastgebers anzurufen. Der Mann ist super nett und hilfreich und ruft für uns an. 10 Min später werden wir abgeholt und zur Unterkunft gebracht. Läuft! Wir haben wieder eine ganzes Haus für uns, die Einrichtung ist praktisch, schick ist es nicht. Für eine Nacht aber perfekt. Außerdem haben wir stabiles Internet und Zeit den Blog zu launchen. Abends gibt es die zweite Ladung Ratatouille welches wir vor zwei Tagen vorgekocht haben. Nachdem der Blog online ist schauen wir noch bissl Film auf Netflix und gehen 11 Uhr ins Bett.
Die Nationalstraße 40 "Libertador General Don José de San Martín" ist eine Autobahn in Argentinien, die von Cabo Virgenes, Santa Cruz, bis zur Grenze zu Bolivien in der Stadt La Quiaca in Jujuy führt. Diese touristische Route verläuft parallel zu den Anden, einschließlich Abschnitten in der Nähe oder durch mehrere Nationalparks. Er ist der längste des Landes, durchquert ihn von Süden nach Norden und verläuft durch mehrere der wichtigsten touristischen Regionen und Attraktionen seines Territoriums. Die Strecke umfasst 5224 km: Sie beginnt in Santa Cruz, durchquert 21 Nationalparks, 18 wichtige Flüsse, verbindet 27 Gebirgspässe und steigt (bei km 4601) auf fast 5000 m ü.d.M. im Acay-Pass in Salta und ist damit die höchste Route Amerikas und auch die höchste der Welt außerhalb des Himalayas.
In dem Sinne, dass die Route 66 für die Vereinigten Staaten ist, ist die Route 40 in gewisser Weise als Wahrzeichen Argentiniens konfiguriert.
(https://es.wikipedia.org/wiki/Ruta_Nacional_40_(Argentina)
Tag 210: Von Gobernador Gregores nach Puerto Guadal
6:30 Uhr stehen wir auf. Frühstücken. Schnitten schmieren. Wir Trennen uns von allem Obst / Gemüse, bedeutet wir lassen es in der Unterkunft und geben dem Gastgeber Bescheid. 7:30 Uhr fahren wir los. Unser Ziel ist Puerto Guadal in Chile. Knapp 550 km, geschätzte Zeit 10 h inklusive Grenzübertritt von Argentinen nach Chile und Auffüllen unserer Vorräte kurz hinter der Grenze im einzig größeren Supermarkt in der Region. Der erste Teil der Tour, die Fahrt durch die Pampa / Steppe der Region Santa Cruz ist viel weniger eintönig als in vielen Berichten erwähnt. Die Landschaft wechselt von Steppe zu grünen Flusstälern, staubig, windigen Hügeln zu den farbig grellsten Bergen die wir bisher auf der Reise gesehen haben. Die Straße ist auch besser als gedacht, mit wenigen sehr kurzen Abschnitten immer asphaltiert, es war vorher nicht klar ob und wieviele 100 km wir über unbefestigte Abschnitte müssen. Das ist anstrengend und braucht Zeit. Der Grenzübertritt am Rio Jeinemeni verläuft reibungslos. Wir sind gut vorbereitet, alle Lebensmittel sind übersichtlich in wenigen Kisten zusammengefasst, sodass die Grenzkontrolleure einfach unser Auto prüfen können. Wir füllen vor Ort online noch eine Erklärung aus. Einziger Verlust 50 g abgepackte Salami von Martin aus dem Feinkostladen und eine angebrochene Packung Linsen, die dürfen nicht mit.
Auf chilenischer Seite gehen wir im Ort Chile Chico einkaufen. Vorräte für ca. 6 Tage. Der letzte Teil für heute sind 100 km Fahrt auf einer unbefestigten Straße entlang des Ufer des Lago General Carrera. Auf argentinischer Seite heißt der See Lago Buenos Aires. Ein gigantischer türkisblauer See, 6 Mal größer als der Gardasee, umrahmt von Bergen und Gletschern. Durch die Größe des Sees und den starken Wind entstehen Wellen die Meeresformat haben. Die Fahrt ist unglaublich schön. Der See leuchtet, die wind-umtosten Berge sind schroff und wild. Patagonien pur. Fast auf die Minute genau kommen wir nach 10 h Fahrt wie geplant in Puerto Guadal an. Unser Hilux 4x4 ist perfekt für die Bedingungen und ein treues, zuverlässiges Gefährt. Treff mit unserer Gastgeberin ist am Supermarkt vereinbart. Sie führt uns zur nah gelegenen Unterkunft. Wir haben wieder über Airbnb ein ganzes Ferienhaus gebucht. Es ist perfekt. Das Haus liegt ruhig in einer grünen Oase aus Blumen mit 4 weiteren Häusern in einer geschlossenen Anlage. Von der ersten Minute an fühlen wir uns wohl und freuen uns auf die kommenden Tage. Wir haben auch Mal wieder eine Hauskatze, die frech durchs geöffnete Fenster ins Haus springt.
Den Abend verbringen wir mit Bier und Wein am Tresen-Tisch, Hören Youtube Songs, auch Lieder die uns im US Radio gefallen haben und schwelgen schon in Erinnerungen wie schön Alles bisher war. Die Nacht wird lang.
„Patagonien ist nicht nur schroffe Berge und Wind, es ist auch farbig leuchtende Hügel und Dschungelartiger Wald. Man muss da gewesen sein um es zu glauben.“
Tag 211: Flanieren im Ort
Etwas zerknittert starten wir in den Tag. Neben Obst mit Milch bzw. Veggie Milch, wie jeden Tag, bereitet Martin uns lecker Frühstücksburger mit geschmolzenen Käse, Salat, Frischkäse, Tomaten, Avocado und Ei zu. Heute haben wir uns nichts vorgenommen. Nach dem Frühstück chillen wir in der Unterkunft. Nachmittags machen wir einen Spaziergang zum Ufer des Sees mit fantastischen Blick. Es ist super Wetter, windgeschützt kann man T-Shirt tragen. Überall im Ort blüht es, Blumen, Kirschbäume, exotische Planzen. Puerto Guadal strahlt Ruhe und Frieden aus - hier ist die Welt noch in Ordnung. In einem schicken kleine Cafe kaufen wir dunkles Brot, Rhabarbermarmelade und trinken lecker selbst gemachten Saft.
Wir schlendern noch bissl durch den Ort. Abends kochen wir uns Pasta mit roter Soße und Parmesan.
Puerto Guadal ist ein Dorf von etwa 500 Einwohnern an der Westküste des Lago General Carrera in Chile. Es gehört zur Gemeinde Chile Chico in der Región de Aisén, die sich im chilenischen Teil Nord-Patagoniens befindet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Puerto_Guadal)
Tag 211: Bei den Marmorinseln
Aus dem Rest roter Soße vom Vortag bereitet uns Martin ein köstliches Shakshouka zum Frühstück. Martins Flip Flops aus Island haben den Geist aufgegeben. Hier im Ort gibt es einen schönen "Alles" Laden - soll heißen, von der Bohrmaschine, über den Flip Flop bis hin zum Sofa kann man alles in diesem Laden finden. Nach 15 Min kommt Martin mit neuen Badeschuhen zurück. Wir wollen heute zu einem Highlight der Region. Die Catedral de Marmol. Im Laufe der Zeit hat das Wasser des Sees die Felsen der Küstenböschungen erodiert und fazinierende Formationen mit Höhlen und Inseln aus Mamorgestein geschaffen. Wir fahren eine Stunde am Ufer des Sees Richtung Puerto Río Tranquilo, wo wir auf Tourenanbieter hoffen, die uns ohne Voranmeldung zu den Formationen per Schiff bringen bzw. Kayaks verleihen. Gesagt, Getan. Wir haben kurz recherchiert und eine Kayak-Base nah der Felsen gefunden. Wir fahren eine abenteuerlich holbrige Straße zum Puerto Mármol, Bahia Mansa. Perfekt. Wir können sofort ein Kayak ausleihen, mit Guide, das ist Pflicht. Wir packen unseren wasserdichten Sack und nehmen noch Jacken und Schwimmwesten vom Verleiher. Auf komplette Neopren-Ausrüstung (ist im Preis drin) verzichten wir, das Wetter ist perfekt. Sonne, keine Wolke und vorallem wenig Wind.
Die Tour geht über zwei Stunden. 30 Min Hin, 30 Min Zurück, 1 h an den Formationen. Es ist traumhaft schön. Wir sind froh zu paddeln und nicht mit einem der vielen Touri-Motorboote an diesem wunderbaren Ort zu sein. Wir gleiten durch das türkisblaue Wasser vorbei und hinein in die magisch aussehenden Marmorfelsen, Höhlen und Formationen. Das Wasser ist glasklar. Um uns herum Berge und Gletscher. In der Luft Kondore. Es ist ein Traum. Wir haben ein zweier Kayak, Martin paddelt, ich mache Fotos. Weiterer Haken auf Martins Bucket List, Paddeln in Patagonien. Zurück in der Unterkunft bereiten wir die Abfahrt für den kommenden Tag vor, Kochen etwas vor, Arbeiten am Blog. Wir werden Puerto Guadal in sehr guter Erinnerung behalten.
Tag 212: Von Hafen zu Hafen
Heute fahren wir weiter. Es geht Richtung Norden nach Puerto Cisnes. Der Ort liegt auf der Westseite der Anden und hat Meereszugang zum Pazifik. 500 km Fahrt, mitten durch die Berge und Täler Patagoniens auf der berühmten Carretera Austral (offizielle Bezeichnung Ruta CH-7). Die Carretera Austral wird auch als Chiles berühmteste Straße bezeichnet. Wir starten 9 Uhr. Die Fahrt ist ein Erlebnis. Wir halten an vielen Viewpoints. Es ist von der Landschaft her einer der schönsten Fahrtage auf der Reise durch Patagonien. Wir durchqueren den Reserva Nacional Cerro Castillo, den Simpson River National Reserve, den Mañihuales National Reserve und den Lago Las Torres National Reserve. Eine Landschaft schöner als die Andere. Flüsse, Seen, Berge, Gletscher, Wald, Felswelten, mediterrane Fauna bis fast schon tropisch anmutende Flusstäler und Wälder. Mal wieder dichten Wald und richtig viel Grün zu sehen tut dem Auge und der Seele gut. Die Fahrt ist anstrengend. Die ersten 180 km und 3 h Fahrt finden auf unbefestigter Straße statt. Dafür haben wir aber unseren Hilux. Für den 4x4 Pickup ist das Alles kein Problem. Man sitzt relativ weich und gut gefedert. Einziges Manko, was seit Beginn besteht, die Sachen in der geschlossenen Ladefläche stauben komplett zu. Wir haben seit Start versucht Alles in Kisten dicht zu verpacken was nicht staubig werden soll. Da wir die Kisten nur 4 Wochen haben, hatten wir uns größtenteils für die preiswerten ohne Deckelhalter entschieden. Beim Fahren über die Schotterpisten mit den Rillen wird das Auto so durchgeschüttelt, dass sich die Deckel lösen. Funktioniert somit Alles nur semi, aber auch nicht wirklich schlecht. Wir reinigen die Sachen immer wieder oder müssen damit auskommen, dass es staubig ist. Klar ist, bevor wir nach Australien fliegen haben wir eine gute Reinigungs-Aktion vor uns.
Die restlichen 300 km der heutigen Fahrt sind zum Glück auf asphaltierter Straße und wir kommen gut voran.
Am heutigen Tag und auch die Tage zuvor begegnen wir immer wieder Radreisenden. Mit vollem Gepäck, den Steigungen, dem Wind und den Schotterstraßen haben diese zähen Hunde/Hündinnen unseren höchsten Respekt. Wir als Fahrradenthusiasten haben auch schon die ein oder andere Radreise gemacht, dass hier ist aber eine echte Challenge. Im Gegensatz zu fast allen anderen Autofahrern respektieren wir, dass die Straße allen gehört. Wir halten Abstand beim passieren und reduzieren die Geschwindigkeit, dass die Radler nicht im Staub ersticken. Rücksichtslosigkeit von Autofahrern gegenüber Radfahrern gibt es eben überall auf der Welt.
In Coyhaique, einer etwas gößeren Stadt, gehen wir nochmal in einen Supermarkt einkaufen, bevor die kommenden Tage wieder nur Minimärkte zur Verfügung stehen. In Puerto Cisnes angekommen beziehen wir unsere Unterkunft. Auch hier haben wir über Airbnb für 3 Tage ein komplettes Ferienhaus nur für uns gebucht. Die Unterkunft ist wieder perfekt. 2 Etagen, große Wohnküche mit herrlich Platz zum Kochen und Essen, Parkplatz direkt am Haus, schöne Blumen um das Haus herum. Das Haus liegt 200 m in Sichtweite vom Hafen. Wir fühlen uns sofort wohl. Wir entspannen von der langen Fahrt, arbeiten am Blog. Abends gibt Wraps. Wir gehen zeitig ins Bett.
Die Carretera Austral (Route 7) ist eine chilenische Autobahn im südlich-südlichen Teil Chiles. Im Jahr 2014 war die Strecke 1240 Kilometer lang und verband Puerto Montt mit Villa O'Higgins. Obwohl das Projekt ist, dass es in Zukunft Puerto Williams erreichen wird. Es ist die wichtigste Landverkehrsroute der Region Aysén und der Provinz Palena in der Region Los Lagos, die sie mit dem Rest des Landes verbindet und eine Tour durch das chilenische Patagonien unternimmt.Aufgrund der komplizierten geographischen Eigenschaften des Territoriums, in dem die patagonischen Anden, Seen, turbulente Flüsse und das Vorhandensein von Eisfeldern vorherrschen, wird der Bau der Carretera Austral ständig repariert, obwohl die meisten ihrer Abschnitte in Betrieb sind. Auf der anderen Seite fehlt es auf einem Großteil der Strecke an Asphalt.
Vor 1976 (dem ursprünglichen Datum des Projekts) gab es Straßenbauarbeiten, die sich jedoch auf die knappen Ressourcen beschränkten, die von der Region verwaltet wurden. Es wurde zu einem der teuersten und ehrgeizigsten Projekte des gesamten 20. Jahrhunderts im Land. Die Arbeit von Angehörigen der chilenischen Armee und Straßenbauunternehmen ermöglichte in den 1980er Jahren die verschiedenen Streckenabschnitte und ermöglichte so die Verbindung des chilenischen Patagoniens mit dem Rest des Landes nach Jahren der Isolation. Die Straße ist jedoch noch nicht fertiggestellt und mehrere Abschnitte müssen mit Fähren zurückgelegt werden, vor allem im nördlichen Teil der Provinz Palena, zwischen Hornopirén und Caleta Gonzalo. Im Oktober 2006 kündigte das Ministerium für öffentliche Arbeiten (MOP) die Modernisierung der Strecke an, die Asphaltierung von 330 Kilometern zwischen Chaitén und Coyhaique und den Bau der Landstraße zwischen Caleta Pichanco und Caleta Gonzalo, die den Pumalin-Park durchquert.